„To sail together and to be with friends“ so charakterisiert James Wharram das jährliche Treffen der Multis um Korfu. Zusammen mit Hanneke Boon und Chartergästen segelte er die Spirit of Gaia mit ihren 63 Fuß als Flaggschiff der kleinen Flotillie aus Tris und Kats.
Insgesamt an die 20 Mehrrümpfer kreuzten in den Pfingstferien im Revier zwischen Korfu und Ithaka. Bei Bilderbuchwetter mit hohen Temperaturen und leichten Winden waren die trailierbaren Trimarane von Farrier und Quorning meist zuerst im Ziel und die Crews die ersten im Wasser oder in der Taverne.
Die Fahrtenkats darunter Wharram, Lagoon, Balicat und Nautitech wiederum überzeugten durch das große Raumangebot im Cockpit für die gemütlichen Runden am späten Abend, sodaß für jedenetwas dabei war Ausgangspunkt für die Meisten war wieder die Marina Gouvia auf Korfu, zwischen Festland und Inseln kreuzend gings je nach Zeitvorrat 1 – 3 Wochen von Bucht zu Hafen oder umgekehrt.
Am späten Vormittag Anker auf und gelassen zur nächsten Badebucht bis der Wind kommt, dann segeln nach Herzenslust bis zum späten Nachmittag und pünktlich zum Treffpunkt in der Taverne, so oder ähnlich sah es aus:
Am Pfingstsonntag geht’s statt in die Kirche zur nächsten Badebucht, wo das Unterwasserschiff der „Spirit of Gaia“ geschruppt wird. Der Kat hat im Wasser überwintert und das ist deutlich zu sehen, aber mit vereinten Kräften und unter den Anfeuerungsrufen der anderen ist es bald geschafft. Beim ersten Windhauch gehen die Anker hoch, Kurs Südost zum 22 Meilen entfernten Plataria. Kaum liegt Korfu-Stadt querab können die Tris mit der Mittagsbrise schnell einen Abstand zum restlichen Feld herstellen. Etwas später haben alle Boote die Segel oben, aber während die vorneweg segelnden Tris kurz vor dem Tagesziel unter Gewitterwolken sogar reffen müssen, müßen die Nachzügler noch einmal die Motoren anwerfen, um die letzten Seemeilen zu schaffen. Bei einem zünftigen Abendessen in einer Taverne einigen sich die Crews auf die Bucht Lakka auf Paxos als nächstes Tagesziel.
Auch der Montag präsentiert sich mit typischem ionischen Bilderbuchwetter: Strahlend blauer Himmel, also Sonne pur, aber kaum Wind. Doch reicht wieder der kleine Lufthauch aus, damit die Tris zügig aus der Plataria-Bucht aufkreuzen, um dann Kurs Südwest zu laufen. Je nach Anzahl der Badestopps trudeln die Boote dann am Nachmittag in Lakka ein. Die Überfahrt beschert fast allen ein zügiges Vorankommen, wie der chaotisch aufgerollte im Wind flatternde Gennaker der Kaimiloah lauthals und farbenprächtig anzeigt. Bei gewittriger und schwüler Stimmung geniessen die meisten Crews das Baden in dem türkisfarbenen Wasser, das der traumhafte Naturhafen bereithält. Während sich die einen in den pittoresken Trubel des Altstadt- und Tavernendickichts stürzen, suchen andere in dieser autofreien Oase lieber die Ruhe.
Wie Perlen auf der Schnur einer vorgezogenen Fronleichnamsprozession bewegen sich die fünf Multis am Dienstagmorgen bei schwachem Wind dicht unter Land südwärts und durchfahren den Hafen-Kanal von Gaios auf Paxos. An der Nordostspitze der kleinen Nachbarinsel Anti-Paxos ist ein Badestopp angesagt, der wieder einmal dankbar angenommen wird. Hektik kommt erst auf, als der Wind zulegt und einen sportlichen Schlag nach Westen in die Bucht Amoudia am Festland verspricht: Da guter Wind den meisten Skippern heilig ist, müssen Bade- und Gaumenfreuden einfach zurückstehen! In Rauschefahrt geht’s dann Kurs 270 Grad. Wind und Wellen nehmen unter Land immer mehr zu. Die drei Tris laufen zwar mit deutlichem Vorsprung in die Bucht ein, aber sie sind auch ein wenig zerzaust: die einen müssen mal wieder ihren Gennaker ordnen, den anderen ist ein Fall ausgerauscht und wieder andere wollen sich jetzt mal in Ruhe anschauen, wie das Reffen den eigentlich funktioniert. Als die Gefieder wieder geordnet sind, trudeln auch die Großen ein. Obwohl der frische Nordwestwind tüchtig Schaumkronen auftürmt, liegen die Multis (kein Mono weit und breit zu sehen !) in dieser nach Westen offenen Bucht wie in Abrahams Schoß und schwojen ganz sanft an den sorg-fältig verlegten Ankerleinen und -ketten. Abends geht es dann mit den Beibooten an den Strand, um in großer Runde in einer Taverne einzukehren und beim Nachtisch das Ziel für den nächsten Tag auszugucken.
Zu den Preisen: Ganz eindeutig, die gehen nach oben! Während in anderen Revieren eine ständig wachsende Nachfrage auf ein beschränktes Angebot trifft (Balearen, Kroatien), kann überbordende Nachfrage im Ionischen Meer als Preistreiber nicht herhalten. In den meisten Tavernen waren abends nur ein paar Tische besetzt, in manchen gar keiner. In den Marinas mit mitteleurop. Standards wie Marina Gouvia auf Korfu oder Marina Lefkas auf der gleichnamigen Insel sind augenscheinlich die Kapazitäten bei weitem nicht ausgenutzt. Auch in den Trockenmarinas ist noch viel Platz. Es sind wohl mehr eine „allgemeinen Preistreiberei“ und ein „dabei-sein-wollen“, die so manchen Griechen zu seinen Mondpreisen hinreißen lässt. Dank des großen Angebots und der freien Kapazitäten stehen dem preisbewussten Segler fast immer Alternativen zur Verfügung. Viele Revierkenner und -schätzer lässt das Preisthema kalt, weil sie zum Nulltarif in Buchten statt in Marinas ankern, und weil sie vor allem landestypische Nahrungsmittel einkaufen und beispielsweise irische Butter auf Paxos links liegen lassen (können).
Zum Wetter: Das Hoch über Europa bescherte leichte Winde aus und Temperaturen deutlich über 30 Grad. Wer sein Segelprogramm auf die typischerweise erst ab mittags aus Nordwest wehende Seebrise ausrichtet, kommt mit einem Boot, das auch bei leichten Winden ins Laufen kommt, im Ionischen Meer bestimmt auf seine Kosten. Ankerlieger habens besonders gut, nachts herrscht meist Windstille oder eine leichte Seebrise, die glattes Wasser und eine ungestörten Schlaf versprechen.
Genauso interessant wie die vielen unterschiedlichen Multis zu besichtigen und vielleicht auf dem einen oder anderen mal mit zu fahren war es, die Crews kennen zu lernen. Hier einige Beispiele aus der buntgemischten Schar der Multihuller.
Horst Klee mit seinem FLU FLU einem Balticat 40 und Steffen Gußmann mit dem OABATZTEN einem Wharram 32 segeln seit Jahren im Ionischen Meer und können mit wertvollen Tipps zu Häfen, Buchten und Tavernen zum Gelingen eines Törns beitragen Steffen hat die Büge seines Kats im Unterwasserbereich verlängert ähnlich den Tankern und er schwört darauf, daß es was bringt. Horst ist ein bekannter Skilehrer vom Feldberg, kennt sich über und unter Wasser sowie an Land perfekt aus, aber nach 10 Jahren als Charterskipper will er jetzt wieder öfter an Land sein.
Als erster der Trailer-Schiffe baute Josef Brüggeler aus Innsbruck seinen F 24 auf und segelte auch gleich los, um in 5 Wochen rund Peloponnes bis zum Dodekanes und zurück durch den Kanal von Korinth zu fahren, da war bestimmt wenig Zeit zum Baden. Sein spontaner Beitritt zu MHD hat den Bootsbestand schlagartig spürbar erhöht, neben dem F24 segelt Josef im Winter seinen F 31 in den Bahamas und der mexikanischen Zoll hat seit 2 Jahren seinen F 27 unter Verschluß.
Matze Schlecht aus Böblingen brauchte genau 37 Stunden, um seinen F 31 TIMANFAYA aus dem Bodensee zu lupfen, via Venedig per Fähre nach Korfu zu trailern und in Gouvia zu slippen. Frau und Sohn schwebten mit dem Flugzeug ein und schon konnte der Törn losgehen.
Wilfried Blank aus Kleve und seine Tennisfreunde wollten mit der PAPILLON, einer Lagoon 47 nicht unbedingt die schnellsten aber auf jeden Fall die lustigsten sein, was ihnen hervorragend gelungen ist und eine schöne Demonstration für die Leichtigkeit des aufrechten Segelns war.
Deutlich ehrgeiziger ging es bei Bernd und Herta Riemensperger zu, die eine Dragonfly 25 also den Vorgänger der 800 sauber in Szene setzten, während Enkel Henry auf der Nautitech 395 zu seiner großen Enttäuschung meist hinterher fuhr. Respekt !
Für Stimmung sorgten auch Herbert Fritz und Luis Hauser, die sich auf dem f 27 KAIMILOAH zusammenrauften und mit Ihren lautstarken Diskussionen um den richtigen Knoten den halben Hafen in ihren Bann zogen.
James und Hanneke sind bekannt, und es ist immer wieder ein Erlebnis, mit diesen beiden außergewöhnlichen Persönlichkeiten unterwegs zu sein. Sie haben einige große Projekte laufen, darunter auch ein Schiff mit Krebsscheren-Segel, wir werden darüber berichten. Unterwegs kam es zu der Begegnung mit einer weiteren Pahi 63, das war schon beeindruckend, 2 von weltweit 6 Schiffen dieses Typs nebeneinander zu sehen.
Zu den Liegeplätzen: Revierkenner ankern lieber und häufiger in Buchten als in Häfen in Häfen anzulegen. „Richtige“ Marinas, mit Wasseranschluss am Steg, Travellift und so gibt es nur in Gouvia und Lefkas. Landlagerung kostet hier jeweils das Gleiche wie ein Wasserliegplatz; Lefkas erhebt im Gegensatz zu Gouvia für Multis einen Aufschlag von 50% Aufschläge (Laut Preisliste kostest ein Jahresplatz in der Marina von Lefkas für einen Multi mit einer Länge von 10,50 Metern inklusive MH-Aufschlag und VAT etwa 4.100 Euro). Eine Alternative zu diesen „Jahresliegeplätzen“ bieten „Trockenmarinas“. Die drei größten (Cleopatra Marine, Preveza Marine und Aktio Marine) befinden sich südlich von Preveza in Aktio am Eingang des Ambrakischen Golfes (Preveza Marine berechnet für einen 10,50-Meter-Multi für 12 Monate etwa 2.100 Euro). Alternativen hierzu finden sich unter anderem nordöstlich von Preveza, in Lefkas-Stadt und in Vlychon ebenfalls auf Lekfas (Eine für mich interessante Erfahrung am Rande: Die Trockenmarina am Nordostrand von Preveza wurde mir als „Geheimtipp“ anvertraut. Bei ihm sollte ein Boot (bei vergleichbarer Leistung) vieeeeel billiger als bei den 3 „Halsabschneidern“ am gegenüberliegenden Ufer unterzubringen sein … das mir mit flotter Hand vorgelegte Angebot lag dann etwa ein Fünftel über dem der vermeintlich überteuerten Konkurrenz! Und das bei einem Gelände, das mich mehr an einen Schrottplatz, als an einen Werftbetrieb erinnerte … die Preise sind also sehr in Bewegung. Zeit und Verhandlungsgeschick sind wohl die besten Voraussetzungen, um einen preiswerten Liegplatz zu finden!). Ganz Mutige lassen ihr Boot auch in den Stadthäfen von Korfu, Lefkas und Preveza oder in den Buchten von Gaios und Vlychon überwintern. Wer einen der dort ansässigen Aussteiger findet, der regelmäßig einen Blick auf das Boot wirft, findet wohl keine preiswertere Alternative.
Zu den Formalitäten: Eigentlich ist die Rechtslage nach der Ermahnung aus Brüssel klar, aber noch nicht bis zu allen griechischen Behörden durchgedrungen. Man möchte halt für den Unterhalt bzw. den Bau von Häfen in denen keine Gebühr erhoben wird, quasi eine Einmalzahlung haben, die beträgt z.Zt. etwa 80 € pro Jahr und wird besonders gern in Sivota erhoben. Durch die Leserbriefe einiger Wichtigtuer und übereifriger Fachblätter auf der Suche nach Auflage wurde das Thema in der deutschen Fachpresse über – dramatisiert. Nur wenige haben irgendein offizielles von griechischen Behörden ausgestelltes Papier an Bord, es gab nur die Kontrolle in Sivota. Glück gehabt? Vielleicht. Es ist schlicht eine Frage, wie lange man in einem Hafen liegt. Insider verlassen ihr Boot und gehen einen Ouso trinken, wenn sich eine Schar Offizieller in blütendweißen Uniformen aufmacht, um z.B. die Stege in Preveza zu inspizieren. Grundsätzlich kann man immer noch darauf vertrauen, daß ein griechischer Beamter lieber etwas anderes macht als sich um Papierkram zu kümmern. Aktuell haben die Behörden in diesem Revier ja das Problem mit den illegalen Einwanderer und mit Powerbooten an der Küste langdonnern macht eh mehr Spaß.